Auswanderungen nach Nordamerika im 19. Jahrhundert

Ungefähr 10% der Bevölkerung im Landkreis sind zwischen 1840 und 1870 ausgewandert. Allein aus Neustadt waren es rund 200 Auswanderer, vor allem aus den heutigen Ortsteilen. In der Statistik tauchen aber nur die legalen Auswanderer auf, d.h. solche, die ihre Entlassung aus der bayerischen Staatsbürgerschaft ordnungsgemäß beantragt hatten.
Manche verließen heimlich das Land, um einer eventuellen Bestrafung zu entgehen. So mancher entfloh damit auch seiner Ehe und Familie.
Vor dem genehmigten Verlassen des Königreichs Bayern musste das Vorhaben im Neustädter Anzeigeblatt veröffentlicht werden, damit eventuelle Einsprüche noch rechtzeitig vorgebracht werden konnten.

Hauptgrund für eine Auswanderung war die Hoffnung auf ein besseres Leben, sozial und wirtschaftlich. Oft sah man als zweit- oder drittgeborenes Kind keine Perspektive, sich Eigentum zu schaffen und damit eine gesicherte Zukunft. Auch Heirat und Gründung einer Familie war vielen verwehrt, denn dazu musste ein Vermögen von 200 Gulden nachgewiesen werden – z.B. für Dienstboten unerreichbar.
Die Überfahrt nach Nordamerika kostete dagegen nur rund 60 bis 80 Gulden im Zwischendeck, der üblichen Reiseklasse der Auswanderer.

Die Buchung der Reise war relativ einfach. Sie konnte direkt in Neustadt bei einem der konzessionierten Agenten erfolgen, die für die großen Schiffsmakler in den Hafenstädten arbeiteten, einer Art Reisebüro.

Auf einem Segelschiff mussten im Durchschnitt meist mehr als 200 Personen fünf bis acht Wochen zusammenleben. Heimat für diese Zeit war das Zwischendeck, etwa 2 Meter hoch, 23 bis 30 Meter lang und um die 10 Meter breit, also engster Raum bei oft stürmischer See. Fünf bis sieben Personen mussten sich eine Koje teilen. Dort unten wurde gekocht, gegessen und sich gewaschen.1

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es nur Segelschiffe für die Fahrt über den Atlantik. Das erste Dampfschiff wurde erst am 1. Juni 1856 von der Hamburger Reederei Hapag eingesetzt. Auswanderer gelangten nun in 16 Tagen in die Neue Welt.

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Sehr empfehlenswert!

Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven.
Dort kann man eine Zeitreise durch die Geschichte der Aus- und Einwanderung erleben: Spannende Lebensgeschichten, berührende Sammlungsstücke und einzigartige Ausstellungsräume bieten ein beeindruckendes Museumserlebnis.

 

Auswanderungen aus Herrnneuses (alphabetisch)2, 3, 4

Zwischen 1836 und 1847 sind vier Kinder von Anna Barbara und dem Taglöhner Lorenz Adler ausgewandert.

1836

Ursula Barbara Adler
*16.6.1815
Johann Peter Adler
*22.7.1819

1842 oder 1844

Dorothea Barbara Adler
*21.6.1817

1847

Sophie Adler
*6.6.1821

Zwei Kinder von Anna Katharina und dem Bauern Christoph Doßler sind ausgewandert.
Familie Doßler wohnte 1800 in Haus Nr. 7 (heute Haus Nr. 31)

1851

Anna Maria Doßler
*13.4.1825

Johann Konrad Doßler 
*20.11.1827

1844

Peter Johann Elbinger
*8.6.1783, Schuhmachermeister, ∞27.10.1811 Anna Margareta Blümlein aus Schellert, mit Schiff „Ocean“ von Bremen nach Baltimore, Ankunft 7.7.1844

Familie Elbinger wohnte in Haus Nr.13 (heute Haus Nr. 19), sie verkauften das Haus für 1270 fl am 11.4.1844 an Johann Körber aus Mosbach.

1852

Johann Oeder
*5.12.1822, Bauernsohn, (zusammen mit Barbara Schmidt, Weihermühle, drei Kinder), mit Schiff „Campionese“ von Le Havre nach New York, Ankunft 12.6.1852

1859

Friedrich Polster
*16.11.1823, beantragt Reise

Eine Anzeige in der Bamberger Zeitung von 1859 berichtet über die Auswanderer.

Mit einem Klick auf die Anzeige kann man sie besser lesen.

1842

Katharina Reinhardt 
*20.11.1809, Familie Reinhardt wohnte 1833 in Haus Nr. 1 (heute Haus Nr. 43), mit Bark (Segelschiff mit mindestens drei Masten) „Paoli“ von Bremen nach Baltimore, Ankunft 5.8.1842

1853

Georg Adam Reiß 
*5.1.1815, Webermeister, ∞8.8.1841 Anna Maria geb. Rohrhuber, *20.10.1817 und Kinder, mit Schiff „Adolphine“ von Bremen nach Baltimore, Ankunft 15.12.1853 der Eltern und Kinder, Margaretha Barbara *18.11.1841 und Anna Margaretha *25.8.1846, nicht mit angekommen sind Anna Dorothea *8.4.1844 und Eva *18.9.1851

Johann Jakob Reiß
*27.2.1838, Sohn von Georg Adam Reiß aus erster Ehe mit Anna Maria Schorner

Familie Reiß wohnte in Haus Nr. 30 (heute Haus Nr. 46), sie verkauften das Haus am 8.5.1853 an Georg Teufel und Barbara Achtelstätter.

Carl Friedrich Christoph Rohrhuber
*25.9.1806, der Bruder von Anna Maria Reiß geb. Rohrhuber

Johann Jakob Schott
*14.9.1835

Das Königlich Bayerische Intelligenzblatt für Mittelfranken berichtete:

1847

Sibylla Katharina Schott
*13.7.1823 und Sohn
Johann Heinrich Schott
*14.12.1846

Sibylla ist die Schwester von Johann Jakob Schott.
Familie Schott wohnte 1833 in Haus Nr. 20 (heute Haus Nr. 14).

Das Königlich Bayerische Intelligenzblatt für Mittelfranken berichtete:

1853

Johann Christoph Schultheiß

Das Königlich Bayerische Intelligenzblatt für Mittelfranken berichtete:

1884

Anna Barbara Teufel / Deufel
*5.12.1861, mit Dampfschiff „Hohenstaufen“ am 13.1.1884 von Bremen über Southampton nach New York, Ankunft 28.2.1884.

Familie Teufel wohnte 1866 in Haus Nr. 30 (heute Haus Nr. 46)

1836

Conrad Weißmantel 
*15.2.1800
Sohn von Anna Sibylla und Johann Erhardt Weismantel, Taglöhner, wohnte in Haus Nr. 10a (heute Haus Nr. 25)

1854

Magdalena Barbara Wirth und Kind
*9.7.1819, ∞26.12.1841 in Fürth Heinrich Grossmann aus Rockenbach, Sohn Karl Anton Albert *30.12.1853 in Fürth.

Eltern von Magdalena: Anna Maria und Matthäus Wirth, Schutzverwandter und Taglöhner, Haus Nr. 17 (heute Haus Nr. 6)

 

Quellen:

  1. KÜHLWEIN (1998), Seite 11 ff.
  2. KÜHLWEIN (2007).
  3. LAELKB (1783-1861), Signaturen 9.5.0001 – 420 – 02, – 03, – 04, – 05, – 07,  – 08.
  4. SEUFFERLEIN.