1900
Das neue Schulhaus ist fertig.
1901
Der Nachtwächter – er war mit einem Spieß bewaffnet – wird nicht mehr gebraucht. Die Nachtwache wird abgeschafft, da seit langem kein Delikt mehr vorkam.
1902
1904
Einige Bauern in Herrnneuses kaufen gemeinsam eine Dampfdreschmaschine für 7300 Mark.
Das Foto zeigt eine Dampfdreschmaschine der Firma Heinrich Lanz, Maschinenfabrik, Mannheim. Das Bild wurde vor dem „Roten Roß“ aufgenommen. Die Scheune ist 1943 abgebrannt.
1908
Auf einem Grundstück am Dorfweiher lässt die Gemeinde von Maurermeister Hofmann für 350 Mark ein neues Gemeindehaus (Armenhaus) bauen. Das alte Gemeindehaus wird für 450 Mark verkauft. Es stand vermutlich auf dem Grundstück des heutigen Schützenhauses.
1909
Ein öffentliches Telefon wird im Gasthaus „Rotes Roß“ eingerichtet.
1911
Schäden an der Kirche durch Blitzeinschlag.
1914
Beginn des Ersten Weltkrieges. Einberufungen und erste Kriegstote aus Herrnneuses.
1917
Eine Viehwaage wird gekauft. Sie wird in einem Anbau neben dem Spritzenhaus untergebracht.
Zwei von drei Kirchenglocken sowie die Orgelpfeifen müssen an den Staat abgeliefert werden.
Glocken waren wegen ihrer Bronze kriegswichtiges Material und wurden während des Ersten (und Zweiten) Weltkrieges eingezogen, eingeschmolzen und in der Rüstungsindustrie verarbeitet.
1918
Zur Sicherheit der Bewohner und deren Eigentum wird eine Bürgerwehr mit freiwilligen Männern einberufen.
1919
Die Kirchengemeinde beschließt die Anschaffung von drei neuen Glocken. Die neuen Glocken haben ein Gewicht von 1080 kg und kosten 4000 Mark. In der Gemeinde wird dafür gesammelt.
1920 – 27. September
Erste Tanzmusik nach dem Krieg in Herrnneuses und Oberstrahlbach.
1921
Die Verlegungskosten müssen von den Bürgern übernommen werden.
1923
Ein „Deutscher Tag“ im Sommer in Neustadt mit Adolf Hitler als Hauptredner lässt eine breite Sympathie für die Nationalsozialisten im westlichen Mittelfranken erkennen, die bei einem zweiten Auftritt am 15. Januar 1928 gesteigert zum Ausdruck kommt.1
1924 – 4. Mai
Reichstagswahl: Im Wahllokal Herrnneuses erhält die rechtsextreme Deutschnationale Volkspartei DNVP 76,5% der Stimmen, die neue Nationalsozialistische Freiheitsbewegung NSFP mit Hitler 18,3% der Stimmen. Zwei Stimmen gab es für die SPD.2
Zum Vergleich: Im Deutschen Reich bekam die DNVP 19,5%, NSFP 6,6%.
1925
Die Kirchenwache wird eingestellt.
1927
Eine Ehrentafel zur Erinnerung an die Gefallenen im Ersten Weltkrieg wird an der Kirche angebracht.
Die Tafel wird vom Steinmetz Hans Müller aus Neustadt geliefert und befindet sich heute am Denkmal an der Kreisstraße.
1928 – 20. Mai
Reichstagswahl: Im Bezirk Neustadt/Aisch 16,3% NSDAP. In Mittelfranken 9,0%. Im Wahlkreis Franken 7,5%. Im Deutschen Reich 2,6%.3
1930 – 14. September
Reichstagswahl: Es zeigt sich, dass Hitler bereits von der absoluten Mehrheit der Wähler in Herrnneuses unterstützt wird: 67 Stimmen (= 51,1%) für die NSDAP.4
Zum Vergleich: Im Bezirk Neustadt/Aisch waren es 35,9%, im ganzen Deutschen Reich sogar „nur“ 18,3%.
1933 – 5. März
Die letzte freie Reichstagswahl hat im Wahllokal Herrnneuses bei hoher Wahlbeteiligung folgendes eindeutige Ergebnis: 162 gültige Stimmen, davon 155 (= 95,6%) für die NSDAP, 6 für die mit der NSDAP verbündete „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“, 1 für die Bayerische Volkspartei.
Einzelergebisse der Wahlen 1933 im Bezirk Neustadt.5
Mit einem Klick auf die Seite kann man sie besser lesen.
Im Juli werden in Deutschland sämtliche Parteien außer der NSDAP gesetzlich verboten. Bei den drei noch folgenden „Reichstagswahlen“ 1933, 1936 und 1938 ist nur noch die NSDAP zugelassen.
Franken war schon länger der „braunste Fleck“ im ganzen Deutschen Reich,6 und Herrnneuses ist davon keine Ausnahme. Eine Opposition gegen die NSDAP gibt es hier nicht.
Der damalige Pfarrer Ludwig Karl Fischer (1934-1939 in Herrnneuses) hatte später etwas andere Erinnerungen an diese Zeit:7
Dieser „Kirchenkampf“ der evangelischen Bekennenden Kirche war kein politischer Widerstand der „Normalbürger“ gegen den Nationalsozialismus. Im Mitgliedsausweis der Bekennenden Kirche hieß es stattdessen:
„[Die Mitglieder] wissen sich zu entschlossenem Kampf wider jede Verfälschung des Evangeliums und wider jede Anwendung von Gewalt und Gewissenszwang in der Kirche verpflichtet.“ 8
1933 – 12. November
Die erste „Reichstagswahl“ nach dem Verbot aller Parteien außer der NSDAP zeigt auch in Herrnneuses fast einhellige aktive Zustimmung zu den Nationalsozialisten und damit Verachtung für die Demokratie: Die NSDAP bekommt jetzt sogar 164 Stimmen. Ebenso viele Stimmen gibt es bei der gleichzeitigen Volksabstimmung für Deutschlands Austritt aus dem Völkerbund und damit gegen den Weltfrieden.9
1934
Die Pfarrchronik berichtet, dass Pfarrer Ludwig Fischer erleichtert festgestellt habe, das der Brauch des „Grolles“ nicht mehr praktiziert werde, wonach der Pfarrer mit dem Handwagen von Haus zu Haus gezogen sei, um Naturalien einzusammeln. Teilhabe an der Schlachtschüssel sei „durchaus noch üblich, die Würste reichten den ganzen Winter“.
1938
Laut „Einwohnerbuch für den Landkreis Neustadt a. d. Aisch“ leben in Herrnneuses und Oberstrahlbach 256 Einwohner. Es sind überwiegend Landwirte, außerdem u.a. Schuster, Schneidermeister, Zimmermann, Schreiner, Gastwirte, Arbeiter, Fleischbeschauer, Kriegsinvalide, Rentner, Pfarrer, Lehrer.
1939
Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Nach dem Wegzug von Pfarrer Ludwig Fischer nach Nürnberg bleibt die Pfarrstelle bis 1946 unbesetzt, da der Nachfolger, Pfarrer Richard Hofmann, zwei Tage vor seinem geplanten Amtsantritt zur Wehrmacht einberufen wird.
1945 – 15. April
Herrnneuses wird von den Amerikanern besetzt. Auf den Wiesen zwischen Dorf und Friedhof stehen amerikanische Panzer und andere Militärfahrzeuge.
Siehe „Herrnneuses am Ende des Zweiten Weltkriegs“.
1945 – 8. Mai
Bedingungslose Kapitulation Deutschlands und Ende des Nationalsozialismus.
nach 1945
Wieder müssen Tafeln für die Gefallenen und Vermissten errrichtet werden.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges strömen Millionen deutscher Menschen aus den ehemaligen Ostgebieten in die von den Siegermächten kontollierten Zonen Deutschlands. Auch Herrnneuses nimmt vorübergehend viele der Heimatvertriebenen auf. 1948 hat Herrnneuses 575 Einwohner. Gemeinsam mit den „Einheimischen“ gestalten die „Flüchtlinge“ den Wandel zum demokratischen Deutschland.
1950
Zum 1. Mai wird eine Statistik erstellt, aus der sich der Zuwachs der Bevölkerung zwischen 1939 und 1950 ergibt. Danach hat Herrnneuses einen Zuwachs von 41,4 Prozent.
1961
Die Volkszählung ergibt nur noch 459 Einwohner. Grund ist u.a. die Abwanderung vieler Flüchtlinge.
1962
Die Gedenkstätte für die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege wird angelegt. Auch die Ehrentafeln aus der Kirche werden dahin versetzt.
1963
Provisorische Renovierung der Kirche St. Matthäus zum 250. Geburtstag. Eine grundlegende Innenrenovierung wird angestrebt.
1964 – 31. August
Sophie Amalie Lux geb. Jugl, *2. Dez. 1894 in Laucha (heute Louchov, Gemeinde Domašin in Tschechien), †6. Sept. 1979 in Herrnneuses, hatte das Klöppeln aus dem Sudetenland mitgebracht.
1965 – 25. September
Kirchweih und Fünfhundertjahrfeier.
1965
Herrnneuses wird an die Fernwasserversorgung angeschlossen.
Ein neues Baugebiet wird erschlossen.
Der Ort hat ca. 35 Hausnummern und ca. 170 Einwohner.
1966
Die „Panzerstraße“ von Linden nach Neuschauerberg wird gebaut. Damit hören die Durchfahrten der US-Panzer durch das Nürnberger Tor in Neustadt endlich auf.
Im Häckerwald wird der Hochbehälter der Fernwasserversorgung Franken gebaut. Er dient zur Stabilisierung des Wasserdrucks im Leitungsnetz.10
Die Dreschgenossenschaft wird aufgelöst.
1967
Karl-Heinz Löblein wird Pfarrer in Herrnneuses. Er ist der letzte „Schulpfarrer“.
Abbruch der Pfarrscheune neben dem Pfarrhaus.
Renovierung des Pfarrhauses (Bad- und Heizungseinbau).
Gründung einer evangelischen Landjugendgruppe.
Der Jagdpächter lädt zum Essen ein:
1970
Die Schule wird geschlossen. Die Kinder müssen zum Schulunterricht nach Neustadt.
Eingliederung der Pfarrei in den 3. Neustädter Pfarrsprengel.
1971
Einweihung einer neuen Aussegnungshalle auf dem Friedhof.
Beginn des Flurbereinigungsverfahrens für Herrnneuses, Schellert, Rennhofen, Buchklingen und Wulkersdorf.
1972
Eingemeindung nach Neustadt. Es gibt 276 Einwohner, überwiegend Landwirte und Nebenerwerbslandwirte.
1973
Das Gasthaus „Rotes Roß“ der Familie Schemm wird abgerissen.
Bild: Kirchweih 1966, im Hintergrund das Gasthaus.
Das Schulhaus wird an den letzten Lehrer des Dorfes, Konrektor Werner Seufferlein, verkauft.
Fahnenweihe des Schützenvereins.
1975
Die Raiffeisengenossenschaft Herrnneuses wird aufgelöst.
1976
Nach einem halben Jahrhundert Organistendienst geht Johann Schemm in den Ruhestand.
1977
Der Schützenverein kauft die „Hilpertscheune“ und baut sie zum Schützenhaus um.
1978
Das Ehepaar Margarethe und Friedrich Wiegel werden nach knapp 40 Jahren Mesnerdienst verabschiedet. Der Mesnerdienst bestand u.a. aus dem täglichen Aufziehen der Uhr und mehrfach täglichem Gebetsläuten per Hand.
1980
Bei Grabarbeiten für elektrischen Strom werden von Mitarbeitern des Fränkischen Überlandwerks an der linken vorderen Kirchenecke Skelettteile gefunden. Diese Knochen stammen aus Gräbern, die um die Kirche angelegt waren. Der Friedhof, der die Kirche umgeben hatte, wurde 1525 an seinen heutigen Ort verlegt.
Nach einer Skizze von Werner Seufferlein wurden bereits in früheren Zeiten Gräber entdeckt.
1982
Außenrenovierung der Kirche mit Festigung des Türmchens und Einbau eines stählernen Glockenstuhls, Ausbesserung von Putzschäden, Isolierungs- und Entfeuchtungsmaßnahmen.
1983
Die Kirchenuhr wird elektrifiziert. Auch das Gebetsläuten funktioniert jetzt automatisch.
1985
Grundlegende Innenrenovierung der Kirche.
1986
Abschluss des Flurbereinigungsverfahrens. Die Stadt Neustadt wird Alleineigentümerin des Dorfweihers.
1990
Das Gasthaus Gruber an der Kirche schließt. Herrnneuses hat damit keine Gastwirtschaft mehr.
1998
Der Stadtrat beschließt ein kleines Baugebiet in Herrnneuses.
Eine Abwasserleitung von Herrnneuses über Oberstrahlbach nach Neustadt in die dortige Kläranlage wird gebaut.
Die Ortskanalisation wird erneuert. Fertigstellung 2000.