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Zeittafel 15. und 16. Jahrhundert

Die Geschichte von Herrnneuses.

15. Jahrhundert

1401

Heinrich I. Rummel (* um 1340, †1417) hat seit 1395 das Recht auf einen Kornzehnten zu „Neuseß“.
In einem von ihm eigenhändig geschriebenen Dokument fasst er alle seine Besitzungen zusammen:

„Di zehnt hab ich Heinrich Romel von Nornberg zu lehen von meinem gnedigen Herrn von Wirtzburg und hat mir di verlihen an Sand Aggnetentag 1401.“

Als erstes listet er „ein zehenten zu Neusses“ auf.1

1410 – 6. März

Heinrich I. Rummel kauft (weitere) Güter und Rechte zu Neuses, Eggensee und Strahlbach von Heinrich Schenk von Geyern, genannt der Lange, und seiner Frau Dorothea, Tochter des Friedrich von Seckendorf, genannt Bitterkraut. Bürgen sind die Söhne Fritz und Hans Schenk von Geyern sowie Wilhelm von Seckendorff-Rinhofen.2

1417

Nach dem Tod von Heinrich I. Rummel (1417) übernimmt sein Sohn Heinrich II. Rummel (* um 1371, †1446) Neuses.
Seine Urenkelin Agnes Frey hat am 7. Juli 1494 den Maler Albrecht Dürer geheiratet.3

1422

Markgraf Friedrich I. von Brandenburg (* um 1371, †1440) schlichtet einen Streit um den Zehnt in Altheim. In dem Dokument von 1422 wird der Inhalt der Urkunde von 1158 erwähnt und bestätigt. In dieser Urkunde werden die Besitzungen (u.a. Neuses) des Klosters Münchaurach aufgezählt.

1431

Aus einer Aufstellung des Nürnberger Rates geht hervor, dass Heinrich II. Rummel sieben wehrfähige Bauern in Neuses besitzt.4

Hans Rummel (†1434), Sohn von Heinrich II., kaufte 1403 den Burgstall Lonnerstadt von Hans von Vestenberg und 1414 die dortigen Besitzungen und begründete die Linie Rummel von Lonnerstadt.

1446

Nach dem Tod von Heinrich II. Rummel erbt sein zweiter Sohn Sebald I. Rummel (* um 1418, †1483) Neuses.

1449 – 1450

Im Ersten Markgrafenkrieg aufgrund von Zwistigkeiten zwischen dem Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach und der Reichsstadt Nürnberg wird Neuses zerstört.

1459

Sebald I. Rummel gibt sein Bürgerrecht in Nürnberg auf und zieht sich auf den geerbten Landsitz nach Neuses zurück. Es ist bemerkenswert, dass ein so gebildeter und weit gereister Mann seinen Lebensabend in Neuses verbringt.22

Sebald I. Rummel war zusammen mit seinem Bruder Andreas und den Vettern Wilhelm und Laurentius im Sommersemester 1437 in Leipzig als Student eingeschrieben. Danach ergriff er den in der Familie Rummel traditionellen Kaufmannsberuf. Er heiratete 1448 die Kaufmannstochter Clara Schürstab (*1430), eine Enkelin des bekannten Rothenburger Bürgermeisters Heinrich Toppler.

1446 wurde er bei Neustadt gefangen genommen und saß ein halbes Jahr im Gefängnis. Im September 1450 wurde er bei Neustadt entführt, wahrscheinlich von Eberhard Rüd dem Jüngeren. (Die Rüd/Rüdt von Collenberg waren ein fränkisches Adelsgeschlecht mit Sitz auf der Collenburg in der Nähe von Miltenberg.) Erst nach intensiven Bemühungen des Nürnberger Rates kam er im Januar 1451 wieder frei.

Ab 1452 lebte er als Kaufmann in Venedig in der Niederlassung der deutschen Händler (Fondaco dei Tedeschi) am Canal Grande (im Bild ganz links).

 

Seine beiden Söhne Peter (*1457, †1519) und Anthon Rummel (*1462, †1538) (Bild) lebten und starben als erfolgreiche Bergbauunternehmer in Tirol.5 Beide stiegen zu Beratern des Kaisers Maximilian auf.

 

1465 – 21. Mai

Neuses wird eigenständige Pfarrei.
Die Trennung von Altheim dokumentiert die Abtretungsurkunde, unterzeichnet vom Würzburger Bischof Johannes III. von Grumbach (†1466)(Bild).
Der Abt des Klosters Münchaurach behält das Kirchenpatronat (Schirmherrschaft eines Landes- oder Grundherrn über eine Kirche, die auf seinem Gebiet lag).
In Neuses steht schon eine Kirche, denn laut der Urkunde gab es „Zwo Kirchen, eine Zu Altheim, die ander aber zu Neuses“ – getrennt durch den Sprengel Dottenheim.
Die Urkunde nennt die Gründe der Abtrennung: „wie in jetzt besagten Dörfern zwo Gemeindt seynd, so gar zu weit von einander liegen, welche biß daher durch einen irer Priester wiewohl geringfügig genug waren versehen worden.“ Aus diesen und „anderen täglichen Ungelegenheiten“ wie schlechtes Wetter oder Hochwasser käme „der Gottesdienst in Abnahm und würde der Seelen Wohlfahrt gehindert.“

Die wirtschaftliche Grundlage der Pfarrei war gesichert: „nachdem sie mit etlichen Güttern und jerlichen Einkommen […] durch christlicher Leute Vorschub und Handreichung versehen und gestifftet, damit zween Priester sogedachter Leute Seelsorger syn müsten und verhalten würden.“

Sebald Rummel, „der vornehmlich daran gewesen, damit diese Theilung geschehe“, erhält auf Lebenszeit ein Vorschlagsrecht für einen „tüchtigen Priester“.6

1483

Sebald Rummel stirbt. Die Lorenzkirche in Nürnberg stimmt am 13. Mai 1483 „dem Sewolt Rumel von Neußes“ das Totengeläut an.7

zw. 1483 und 1492

Neuses gehört dem Kloster Langenzenn.25

Johann Christian Wibel (*1711, †1772) zitiert aus einer Schrift von 1586:

„Neuses ist des Closters Langenzenn auch des Deutsch Ordens gewesen, hernach an ein Burger von Nürnberg komen, habens die Wichsensteiner erheirat, als ein eigen guet und dem Margg: zu Lehen gemacht. […]“8

Leider ist nicht bekannt, wie  Neuses an das Kloster Langenzenn gelangt ist.

1486

Hans Sigwein (Amtmann in Dachsbach) und seine Ehefrau Agatha, geb. Marschall von Eibwang (†1503), kommen nach Neuses. Vermutlich wird Sigwein vom Kloster Langenzenn als Verwalter von Neuses eingesetzt. In einer Urkunde von 1494 schreibt er, dass er vor acht Jahren nach Neuses kam:

„[…]  pey acht jahren zu mir küme ist [Heinz Reuter aus Birkenfeld]
da ich erstlich neuses eyn nam […]“24

1492 – 22. Februar

Hans Sigwein kauft Neuses,  „mitsamt dem Schlösslein und dem Vorhof und allen Zugehörungen und Rechten“ von Propst Friedrich Mell und Dechant N. Buschendorfer aus dem Kloster Langenzenn.9
Die Sigweins waren ein „ehrbares Geschlecht“ der Reichsstadt Nürnberg, das nicht zum Rat zählte, verwandt mit den Patrizierfamilien Holzschuher und Valzner. Die Sigweins waren im Tuchhandel tätig. (In der Stadtkirche von Langenzenn befindet sich ein metallener Epitaph der Agatha Sigwein.)

16. Jahrhundert

Anfang des Jahrhunderts

Neuses wird Eigentum der Edlen von Wichsenstein,10 ein Bamberger Ministerialgeschlecht, das in der Fränkischen Schweiz zwischen Gräfenberg und Ebermannstadt Güter besaß.
Erwerber könnte Bernhard Junior von Wichsenstein gewesen sein, Würzburgischer Rat und Amtmann in Schlüsselfeld und Thüngfeld (†1508).
Er war seit 1487 mit Margaretha der Jüngeren von Vestenberg verheiratet.11 Zwischen den Geschlechtern Wichsenstein und Vestenberg gab es mehrfache familiäre Bindungen.
Der letzte Wichsensteiner wurde 1584 in Nürnberg hingerichtet.

1525

Bauernkrieg
Die Burg auf dem Schlossberg, die Kirche und das Pfarrhaus werden zerstört.12

Nach dem Bauernkrieg wird die Burg auf dem Schlossberg nicht wieder aufgebaut. Stattdessen bauen die Wichsensteiner auf dem Gelände der Kirche und des Pfarrhauses ein kleines Schloss. Der Friedhof wird auf die Höhe, an seine heutige Stelle, verlegt.

Neuses hat mehr als 40 Jahre keine Kirche mehr. Erst Heinrich Hermann Schutzsper baute eine neue Kirche.

1541

Die Wichsensteiner besitzen auch den  „Güldhof“ (ein Gehöft, für das Abgaben an den Grundherren zu leisten waren) in (Unter-) Strahlbach (heutige Hausnummer 2).

um 1548

Nächster Besitzer von Neuses ist Hans von Wichsenstein, Sohn von Bernhard Junior. Er war Hochfürstlich Würzburgischer Amtmann in Markt Bibart.

1557

Hans von Wichsenstein vererbt Neuses an seine Söhne Ernst von Wichsenstein, Hochfürstlich Bambergischer Amtmann in Neukirchen (vermutlich Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg) und Philipp von Wichsenstein, Hochfürstlich Brandenburg-Culmbachischer Landeshauptmann in Neustadt an der Aisch.

Philipp trug das Gut Neuses dem Haus Brandenburg als Lehen auf, ehe er es an seinen Bruder Ernst von Wichsenstein verkauft. Ernst von Wichstenstein hat drei Kinder: Liborius, Hans und Barbara.26

um 1560

Liborius von Wichsenstein13 erbt Neuses, er lebt dort als Mörder und Raubritter. Zeitweise sitzt er in Ansbach im Gefängnis.

„Liborius hat Hansen sein bruder umbracht unnd entleibt … der [Liborius] hat sich so ubel gehaltt mit morden raub unnd andern bosen stücken die er uberwiesen wordenn Also das er in gefengnis komen gehn Onoltzbach …“26

1561

Liborius von Wichsenstein verpfändet das Rittergut Neuses an die Vestenberger, ein fränkisch-schwäbisches Adelsgeschlecht mit Sitz auf der Burg Vestenberg bei Petersaurach.29

Um diese Zeit leben zwei Vestenberger, die in Frage kommen:

  • Bernhard von Vestenberg zu Burg-Haßlach und Breitenlohe und Neuses. (Es ist nicht sicher, ob es sich um das spätere Herrnneuses handelt.) Er lebt in Neustadt und ist verheiratet mit Christina Felicitas von Thurn.14 Er wird am 3.7.1562 von seinem Vetter Kunz Christoph von Vestenberg, hochfürstlicher Amtmann in Oberscheinfeld, zwischen Neustadt und Diespeck „geschossen und gestochen“.15 Er stirbt an seinen Verletzungen und wird am 3.9.1562 in der Stadtkirche in Neustadt begraben.16
  • Hans Friedrich von Vestenberg zu Burg-Haßlach. Er hat 1566 Barbara von Wichsenstein geheiratet.17

 

1567

Der aus Oberhessen stammende Heinrich Hartmann Schutzsper (*1536, †1591), genannt Milchling,27, 28 erwirbt die Festung Wilhermsdorf, die er in Burgmilchling umbenennt. Von Liborius von Wichsenstein kauft er das Schloss Neuses mit dessen „Zugehör, Schellenhard [=Schellert], Ober-Stralbach, Loß-Aurach“.18, 25
Er war ein gebildeter und weitgereister Mann, der in Jerusalem zum „Ritter des Heiligen Grabes“ geschlagen wurde.
1569 wird er von Kaiser Maximilian II. in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

Er baut in Neuses am Schloss wieder eine Kirche und im Schlossgarten ein Pfarrhaus.19 Vorübergehend wird das Schloss der Wichsensteiner als Kirche und Pfarrhaus eingerichtet.

Epitaph des Heinrich Hartmann Schutzsper mit seiner Gemahlin Dorothea von Thüngen in der Pfarrkirche Wilhermsdorf.

1570

Neuses wird protestantisch23 (bei Döllner 157220).

Ende des Jahrhunderts

Neuses ist ein großer Marktflecken mit zwei Jahrmärkten.21

 

Quellen:

  1. SCHAPER (1981), Seite 8.
  2. RECHTER (1987), Seite 116.
  3. SCHAPER (1981), Seite 92.
  4. Ebd., Seite 7.
  5. Ebd., Seite 47 ff.
  6. MÜCK (2013), Seite 6 f.
  7. BURGER (1967), Nr. 2155.
  8. WIBEL (1742), Seite 140.
  9. RECHTER (2009), Seite 69.
  10. LOHBAUER (1895), Seite 158.
  11. BIEDERMANN (1748b), TABULA CCLX (Scan 448).
  12. WIBEL (1742), Seite 147.
  13. BIEDERMANN (1747), TABULA CCCLXXIX (Scan 392).
  14. Ebd., TABULA CCCVI. (Scan 326)
  15. RUPPRECHT (1988), Seite 370.
  16. BIEDERMANN (1748b), TABULA CCLXI (Scan 450).
  17. Ebd., TABULA CCLXI (Scan 450).
  18. WIBEL (1742), Seite 141.
  19. Ebd., Seite 141.
  20. DÖLLNER (1978), Seite 191.
  21. WIBEL (1742), Seite 140.
  22. SCHAPER (1981), Seite 76.
  23. DANNHEIMER/ZAHN/KUHR (1979), Seite 423
  24. StAN (1494)
  25. StAN (1793)
  26. StAN (1572)
  27. Der Name der Familie Schutzsper (Schutzspeer) hat sich im Laufe der Zeit in Schutzbar gewandelt.
  28. BIEDERMANN (1749), TABULA LXIV (Scan 86).
  29. LEHNER (1895), Seite 265 (Scan 245).
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