Zeittafel 12. bis 14. Jahrhundert

Die Geschichte von Herrnneuses.

12. Jahrhundert

Bereits im 12. Jahrhundert gab es  in Neuses eine Burg die im Bauernkrieg (1524-1525) zerstört wurde. Wer die Erbauer waren, liegt im Dunkeln. Waren es vielleicht die Grafen von Raabs, die auch im Bereich Emskirchen, im Aischgrund und im Rangau Besitzungen hatten?

vor 1143

Gebhard IV. von Raabs1 wurde von Kaiser Heinrich IV. im Jahr 1089 zum Bischof von Regensburg ernannt. Er entstammte der Familie der Grafen von Raabs, einem Adelsgeschlecht, das sich nach ihrer Burg Raabs an der Thaya in Niederösterreich benannte.

Er gab die Grafschaft Riedfeld als Lehen an seine Brüder Konrad I. und Gottfried II. von Raabs. Im Jahre 1100 ernannte Kaiser Heinrich IV. die beiden Brüder zu Burggrafen von Nürnberg.

In der Folgezeit erweiterte Konrad I. seinen Landbesitz westlich von Nürnberg, im Bereich Emskirchen, im Aischgrund und im Rangau.

Bischof Otto I. von Bamberg verlieh Konrad I. die Vogtei des Klosters Münchaurach. Vermutlich entstand dadurch die Zugehörigkeit von Neuses zu diesem Kloster.

Konrad I. von Raabs, genannt Konrad Tyrannus (†1143), könnte damit der Erbauer der Burg in Neuses gewesen sein.

1143

Nach dem Tod Konrad I. wird sein Sohn Konrad II. (* um 1125, † um 1192) Herr von Riedfeld und wahrscheinlich auch Erbe von Neuses.

1158 – 28. Januar

Erste urkundliche Erwähnung:
In einem Schutzbrief von Kaiser Friedrich Barbarossa für das Benediktinerkloster Münchaurach wird erwähnt, dass Neuses zu diesem Kloster gehört.2

1192

Konrad II. stirbt. Er hat keine männlichen Erben, sondern zwei Töchter, Agnes und Sophia von Raabs.

Sophia von Raabs (* um 1170) ist seit 1184 mit Friedrich von Zollern (* um 1139, †1201) verheiratet. Der wird 1191 von Kaiser Heinrich VI. zum Nachfolger seines Schwiegervaters Konrad II. von Raabs zum Burggraf von Nürnberg ernannt. Er nennt sich Friedrich I. von Nürnberg-Zollern. Vermutlich dadurch kommt Neuses in den Besitz der Burggrafen.

13. Jahrhundert

1235

In einer Urkunde Konrads I. Zollern (*1218, †1261), Burggraf von Nürnberg und Sohn von Friedrich I. von Nürnberg-Zollern, steht:

„Idem Cunradus burggravius in Nuremberg fideli suo ministeriali Ditmaro in Nuzzeze et eius fratribus et sororibus concedit, ut bona sua in Schellenhart, quae possidebant hereditarie, manu sua Sanctae dei genitrici Mariae et fratribus domus teutonicae in Nuremberg conferant.“3

Auf Deutsch:
„Ebenso hat Burggraf Konrad in Nürnberg seinem treuen Verwalter Ditmar in Nuzzez [=Neuses] und dessen Brüdern und Schwestern erlaubt, dass sie seine Güter in Schellenhart [=Schellert], die sie ererbt besaßen, aus seiner Hand den Brüdern vom Deutschen Haus Sankt Mariens [= Deutscher Orden] in Nürnberg überlassen.“

Konrad I.

14. Jahrhundert

zw. 1321 und 1361

Heinrich von Seckendorff (1321-1361) hat Besitzungen in Dürrnbuch, Bottenbach, Schauerberg, Herzogenaurach und Emskirchen. Er besitzt den Zehnten zu Rennhofen.4 Vermutlich gehört ihm auch Neuses.

Rennhofen (Rinhofen/Reinhofen) ist der Stammsitz des Adelsgeschlechts von Seckendorff-Rinhofen. Diese Linie der Seckendorffer lässt sich auf die Brüder Heinrich und Friedrich von Seckendorff zurückführen.

Auf dem Anwesen 5 in Rennhofen standen noch bis in die Neuzeit Grundmauern des ältesten Sandsteinbauwerks im Dorf. Das könnten die Reste des Seckendorffschen Besitzes gewesen sein. Ein ehemaliger Flurname, nördlich der Kirche, hieß „Schlossweiher“.5 Laut Karl Heinrich von Lang (1764-1835) stand noch 1437 das „Seckendorffsche Schloß“ in Rennhofen. Zwischen 1439 und 1449 ließ die Äbtissin des Klosters Birkenfeld, Margaretha von Seckendorff-Rinhofen, die Kirche St. Margaretha errichten.

Der Kartenausschnitt zeigt das Anwesen 5 und daneben die St. Margaretha-Kirche im Urkatasterplan von 1827.
(© Bay. Landesamt für Vermessung und Geoinformation)

1360 – 27. November

Kaiser Karl IV. (1316-1378 ) bestätigt die Urkunde Barbarossas vom 28. Januar 1158, wonach „Newseß“ zum Kloster Münchaurach gehört.6

1361

Friedrich von Seckendorff, genannt Bitterkraut (1346-1392), Sohn von Heinrich von Seckendorff, hat umfangreiche Besitzungen in ganz Franken, u.a. Rennhofen, Bottenbach, Emskirchen, Schweinach, Schellert, Mosbach und vermutlich auch Neuses.

Er ist Burggräflicher Hofmeister und Landrichter in Nürnberg.7

1391

Heinrich Schenk von Geyern zu Uttenhofen (1368-1412), der Ehemann von Dorothea von Seckendorff-Rinhofen, klagt gegen seinen Schwiegervater Friedrich von Seckendorff. Er verlangt u.a. Rennhofen und vermutlich auch Neuses.8

Das Adelsgeschlecht der Schenk von Geyern stammt ursprünglich aus Hofstetten bei Eichstätt. Nachdem sie mit der Burg Geyern (Gemeinde Bergen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) belehnt wurden, nannten sie sich „Schenk von Geyern“. Sie waren im Ritterkanton Altmühl organisiert.

Der Schenkenwald (am südl. Ortsrand von Herrnneuses) ist vermutlich nach ihnen benannt.

Gräben und Wälle der Burg Geyern vermutlich aus dem 10. Jahrhundert. Sie lag wenige hundert Meter nördlich des heutigen Schlosses auf einem Bergsporn

 Das neugotische Schloss Geyern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es wird von den Nachfahren des über 1000 Jahre alten Adelsgeschlecht bewohnt und erhalten.

 

 

1395

Heinrich I. Rummel, der „Reiche“ (um 1340-1417) erwirbt das Recht auf einen Kornzehnten (Naturalabgabe der Bauern) zu „Neuseß“ vom Bischof von Würzburg.9

Heinrich I. Rummel aus Wollersdorf (Gemeindeteil von Neuendettelsau) war der Stammvater der Familie Rummel in Nürnberg.10 Die Rummels waren im Fernhandel tätig, ihr Handelsgebiet erstreckte sich über ganz Mitteleuropa. Sie handelten mit Gewürzen, Tuchen, Seidenwaren, Pelzen, Edelmetallen und Salpeter.

Wappen mit zwei voneinander abgekehrten schwarzen Hähnen

 

Quellen:

  1. SCHIPPKE (2004), Seite 7 ff.
  2. PFEIFFER (1964), Seite 40 f.
  3. HISTORISCHER VEREIN (1861), Seite 51 (Scan 175).
  4. RECHTER (1987), Seite 21 f.
  5. STROBEL (1972), Seite 159.
  6. LEHNES (1837), Seite 16.
  7. RECHTER (1987), Seite 26.
  8. Ebd., Seite 28.
  9. SCHAPER (1981), Seite 7.
  10. Ebd., Seite 3.

 

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