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Zeittafel 19. Jahrhundert

Die Geschichte von Herrnneuses.

1800 – 13. November

Nach einem Raubüberfall, bei dem Pfarrer Ötter seine gesamte Habe verliert, richtet er ein Gesuch an den König und bittet um Unterstützung:
Das Unglück, welches mich am verflossenen 14. Julius betroffen hat, nöthigt mich, Eurer Königlichen Majestät diesen allerunterhängisten Vortrag zu thun. Ich habe an diesem Tag den größten Theil meiner Habseligkeiten verlohren, indem eine Diebesbande in meinem Hause durch ein Fenster, welches keinen Laden hatte, zu Nachts eingebrochen ist, und mir fast alles geraubt hat, so daß mir kein Leuchter, Sessel, Schüssel etc. mehr übrig geblieben ist; Kurz, ich habe das unentbehrlichste im Haushalte eingebüßt.
Der Ortsgeistliche wiederholte seine bereits 1798 vorgetragene Bitte, die Sicherheit im Pfarrhaus durch den Einbau von inneren Läden und eine (feste) Thüre zu erhöhen.
Dieses Gesuch wird von König Friedrich Wilhelm III. genehmigt.1

1806

Der Fränkische Reichskreis, und damit auch Herrnneuses, untersteht einer französischen Militärregierung. Offiziell wird das am 9. Juli 1807 mit dem Frieden von Tilsit durch den das preußische Fürstentum Bayreuth dem französischen Kaiser Napoleon Bonaparte überlassen wird.

1810

Herrnneuses wird bayrisch.
Napoleon übergibt seine Rechte an dem Fürstentum Bayreuth an das von ihm 1806 errichtete Königreich Bayern.
Um den von der Kleinstaaterei geprägten Flickenteppich Frankens und Schwabens in einem bayerischen Gesamtstaat zu vereinigen, reformiert Maximilian Joseph von Montgelas unter König Maximilian I. Joseph von Bayern die Verwaltung.

 

Der Luitpoldbrunnen am Peter-Kolb-Platz in Neustadt (Bild).

„ZUR ERINNERUNG
AN DIE
100 JÄHRIGE
ZUGEHÖRIGKEIT
DER STADT
NEUSTADT AISCH
ZUR
KRONE BAYERN
1810 – 1910″

1812

Das Schloss der ehemaligen Herrschaft von Limburg-Styrum wird abgebrochen.2

Reparatur des Pfarr- und des Schulhauses mit Vergrößerung der Schulstube.

1813 – 1815

Nach den Freiheitskriegen gegen die Vorherrschaft Frankreichs unter Napoleon Bonaparte wächst Herrnneuses kontinuierlich an. Es hat 39 Häuser, 40 Familien, 220 Einwohner. Mit einer Pfarrei und einer Schule. 1 Brauer und Wirth, 1 Bäcker, 1 Bierwirth, 1 Krämer, 1 Metzger, 2 Schneider, 1 Schmied, 1 Schuhmacher, 2 Weber, 1 Hebamme.3

1815

Die Strahlbacher Bauern verweigern die weitere Bestellung der pfarrherrlichen Felder, erklären sich aber nach gerichtlicher Belehrung zur weiteren Fronarbeit bereit.4

1816

In Indonesien bricht der Vulkan Tambora aus. Das dabei ausgeworfene Material bewirkt eine vorübergehende globale Klimaveränderung, die dem Jahr 1816 die Bezeichnung „Jahr ohne Sommer“ einbringt. Auch in Deutschland kommt es durch Missernten und eine erhöhte Sterblichkeit unter Nutztieren zur schlimmsten Hungersnot des 19. Jahrhunderts.

1817

In einer Notiz der Gemeindeverwaltung5 heißt es: „1817 Durchzug der Russen“.
Dabei müsste es sich um Menschen aus Württemberg und Franken gehandelt haben, die in diesem Jahr in großer Zahl wegen der großen Not nach Südrussland ausgewandert sind.

1821

Laut dem „Amts-Handbuch für die Protestantischen Geistlichen des Königreich Baiern 1821“ haben Herrnneuses (mit Buchklingen), Oberstrahlbach (mit Hohenwürzburg) und Schellert zusammen 595 Seelen (6 Katholiken die nach Wilhermsdorf in die Kirche gehen, keine Juden).

1826

Das Pfarrhaus muss repariert werden. Dekan Prinzing aus Neustadt schreibt an die Kirchenbehörde:
„Das Studier- u. Schlafzimmer ist so schrecklich feucht, daß iezt zur Winterszeit das Wasser unaufhörlich von den Wänden herabläuft. Ebenso ist es in dem Schlafkammer(n) seiner 5 Kinder, die an die Wohnstube stößt. In der kleinen Wohnstube, worin noch eine Bettstelle mit einer Wiege steht, ist es so eng, daß man sich kaum darin umwenden kann. In dieser Wohnstube muß der kränkliche Pfarrer iezt studieren, schreiben etc. etc. Der Jammer ist wirklich groß, und wird dadurch vermehrt, daß der brave Pfarrer keine Aussicht auf Ortsveränderung oder baldige Reparation für sich zu haben glaubt.“ 6

1829

Das Anwesen Nr. 21 wird versteigert. Zum Anwesen gehört auch ein ½ Morgen Weinberg in der Schweinlohe. 7  Noch heute erinnern sich einige Einwohner an ein Flurstück mit der Bezeichnung „Weinbergla“ zwischen Herrnneuses und Oberschweinach.

1836

Orgelreparatur durch den Nürnberger Orgelbauer David Büttner für 60 Gulden.8

1839

Anschaffung eines neuen Krankenkelches aus Zinn (Kelch, den der Pfarrer zu Kranken mitnahm, die bettlägerig waren aber nach dem Abendmahl verlangten).

1851 – 15. Mai

Der Landwirt Konrad Schemm (geb. 2.11.1798) macht einen spektakulären Fund im Schenkenwald an der Grenze der Flurmarkung: Unter einem rechteckigen Stein, der sich unter den Wurzeln eines Baumes befand, entdeckte er tief im Boden einen Tontopf mit 2100 Heller aus der Zeit um 1385. Pfarrer Heinrich Wilhelm Huscher (2. Pfarrer in Neustadt und Mitglied im historischen Verein Rezat-Kreis) übergibt sechs Münzen an den historischen Verein.9

Der Heller war damals ein offizielles Zahlungsmittel. Er stammt ab vom Haller, also dem in Schwäbisch Hall geprägten Hand-Heller (geprägt von 1200 bis 1350), auch Händel- oder Händleinsheller.
2 Heller entsprachen einem Pfennig. Später wurden sie wegen des Silbergehalts weiter als Zahlungsmittel verwendet, aber nicht mehr gezählt, sondern gewogen. Dabei war ein Pfund Heller anfangs 480 Heller, später 240 Heller. Die gefundenen 2100 Heller dürften in etwa so zwischen 4 und 8 Pfund Heller gehandelt worden sein und hatten damit einen Silber-Wert zwischen 4 und 5 Gold-Gulden. Heute bekommt man für einen gut erhaltenen Heller aus dieser Zeit zwischen 5 und 15 €.

1858

Das königlich protestantische Konsistorium (Verwaltung) in Ansbach bestätigt, dass der Staat die Baulast der kirchlichen Gebäude trägt.10

Auf dem Schl0ssberg werden 50 Eichen gepflanzt.11

1861

Nach dem „Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern“ hat Herrnneuses 72 Familien mit 291 Einwohnern.

1864

Neubau eines Schulsaales.12

1865 – 19. Juni

Eröffnung der Bahnstrecke Nürnberg – Würzburg (ein kleiner Teil der Strecke führt über das Gebiet der Gemeinde Herrnneuses).
Die Bauarbeiten für dieses ehrgeizige Projekt begannen im Januar 1861, nachdem im Herbst 1860 die Vermessung der Strecke abgeschlossen wurde. Innerhalb von nur fünf Jahren gelang es, die Bahnstrecke fertigzustellen. Die Erdarbeiten, die während dieser Zeit bewältigt werden mussten, waren enorm. Etwa 8,82 Millionen Kubikmeter Erde wurden von einem Heer von Arbeitern mit Schaufeln, Hacken und Pickeln bewegt.13

1868

Auf Anregung des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Neustadt wird in Herrnneuses eine landwirtschaftliche Fortbildungsschule unter Leitung von Lehrer Rosa gegründet.14

Reparatur der durch Hagel beschädigten Kirchenfenster (120 Scheiben).

1873

Neubau des Pfarrhauses mit Back- und Waschhaus.

1886

An der Kirche sind 61 zerbrochene und herausgefallene sechseckige Glasscheiben zu ersetzen.

1887

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Herrnneuses.

1891

Der Umbau der Kirche mit der Verlegung des Türmchens führt zu massiven Eingriffen in die originale Bausubstanz aus der Spätrenaissance.

1896

Erste Pläne zum Neubau der Schule an einem neuen Standort südlich der bisherigen.

 

Quellen:

  1. MÜCK (2013), Seite 48 f.
  2. LOHBAUER (1895), Seite 158.
  3. VETTER (1846), Seite 199.
  4. MÜCK (2013), Seite 51.
  5. SEUFFERLEIN.
  6. MÜCK (2013), Seite 51.
  7. INTELLIGENZBLATT (1829), Nr. 95 vom 28. November 1829, Seite 1781 (Scan 1841).​
  8. MÜCK (2013), Seite 51 ff.
  9. HISTORISCHER VEREIN (1851), Seite XI.
  10. MÜCK (2013), Seite 54.
  11. SEUFFERLEIN.
  12. MÜCK (2013), Seite 54 f.
  13. MÜCK (2014a), Seite 1 ff.
  14. WOCHENBLATT (1868), Nr. 4 vom Januar 1868, Seite 14 (Scan 14).

 

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