Am 18. August 1711 war die Grundsteinlegung für eine neue Kirche am Schloss, die heute noch steht. Initiatorin war Gräfin Franziska Barbara von Hohenlohe (1666-1718). Sie erbte von ihrem Ehemann Graf Wolfgang Julius von Hohenlohe (1622-1698) neben der Herrschaft Wilhermsdorf u.a. auch Neuses.
Nach der Grundsteinlegung wurde die alte Kirche abgebrochen, bis zur Einweihung der neuen Kirche fand der Gottesdienst im Schloss statt.
Am 21. September 1713, am Tag des Apostels Matthäus, wurde die Kirche eingeweiht.
Es war das dritte Gotteshaus im Lauf der Geschichte der Pfarrei.
Etwa zur gleichen Zeit wurde in Wilhermsdorf die Spitalkirche (Bild) von dem angesehenen Würzburger Hofbaumeister Joseph Greissing (1664-1721), Amtsvorgänger von Balthasar Neumann, erbaut. Mit der Durchführung war der auch aus Würzburg stammende Maurermeister Christian Herrmann beauftragt. Es ist anzunehmen, dass der Bau der Kirche in Herrnneuses auch von Herrmann betreut wurde, denn beide Kirchen sind sich sehr ähnlich.
Die Innenausstattung der Kirche zog sich noch viele Jahre hin.
Der Altar von 1751 wurde vom Schreinermeister Johann Mathias Keberer aus Schellert und vom Bildhauer Johann Martin Rendel aus Wilhermsdorf erschaffen.
Auf dem Altar sind vier Engel und Gottvater über der Heiliggeisttaube. Die Engel stellen die Kardinaltugenden Glaube, Hoffnung, mildtätige Liebe und Stärke dar.
Im Mittelfeld steht eine vollplastische Kreuzigungsgruppe, die bereits zur Erstausstattung der Kirche 1713 gehörte.
Auf der Rückseite des Altars steht geschrieben:
„Dieser Altar ist gebauet, und nebst der Canzel und Orgel gemahlet worden im Heyl. Jahr JESV Christi MDCCLI da Her. Joh: Christ: Höpfner Pfarrer, und Joh: Leonh: Bratenstein dan Thomaß Weber Heiligen Pfleger waren, von Her Joh. Georg Rühl, Mahlern in Wilhermsdorff, Joh. Mart. Rendel, Bildhauern das., und Joh. Math. Keberer Schreinern allhier.“
Außerdem:
„18 C. Eskofir 93
J. Brändler C. Volkert
8. Sept. 1908″
Joh. Georg Ruhl (Rühl) ist im Verzeichnis über den „Hochfürstlichen Limburgischen Hof in Wilhermsdorf“ als Hofvergolder und Joh. Mart. Rendel als Hofbildhauer geführt.1
Johann Leonhardt Bratenstein (†21.4.1772, Schellert, Schneidermeister) und Thomas Weber waren „Heiligenpfleger“ (Kirchenpfleger und Verwalter des Kirchenvermögens).
Christof Eskofier, Schreiner aus Herrnneuses. Er stammt aus einer hugenottischen Familie.2
Die Kanzel wurde 1715 vom Schreiner Georg Ansorg aus Wilhermsdorf geschaffen.
An der Kanzel befinden sich die vier Evangelisten Markus, Lukas, Johannes und der Kirchenpatron Matthäus sowie Christus. An der Unterseite des Schalldeckels ist die Heiliggeisttaube.
Der Taufstein von 1730 wurde von dem Bildhauer Diefenbach aus Wilhermsdorf gefertigt. Es ist ein sechseckiges Becken aus bemaltem Sandstein, das von einem Engel getragen wird. Der Holzdeckel mit Rankenfeldern und Pinienzapfen hat eine Goldfassung mit rotem und grünem Grund.
Die Orgel stammt vom bekannten Orgelbauer Johannes Strebel (1832-1909).
Sie ist die zweite Orgel. Zuvor gab es seit 1718 eine Orgel von einem Orgelbauer aus Wilhermsdorf. Diese musste 1812 durch Orgelbauer Hoehn aus Frauenaurach und 1875/76 durch Orgelbauer Franz Schedel aus Oberscheinfeld repariert werden.
Die neue Orgel hat ein fünfteiliges Gehäuse im Stil der Neorenaissance und hat elf klingende Register, eine Pedalkoppel, vier pneumatische Druckknöpfe, einen Auslöseknopf sowie eine Röhrenpneumatik.
Das Einweihungskonzert fand am 10. November 1894 statt. Es spielte Karl Wolfrum, Lehrer an der Neustädter Präparandenschule und Orgelsachverständiger.
1934 erfolgten eine Reparatur und der Einbau eines Motors durch Philipp Sieber, Orgelbauanstalt Holzkirchen.
2006 wurde die Orgel erneut überholt.
Das Gestühl ist im Chor und im Langhaus seitlich umlaufend. An den gegenüberliegenden Wandseiten ist es noch als „Pfarrerstand“ und „Lehrerstand“ erhalten und stammt aus der Entstehungszeit der Kirche. Es wurde ebenfalls vom Schreiner Johann Georg Keberer aus Schellert angefertigt.
Die Kronleuchter hängen über dem Mittelgang.
Der Leuchter (mit Kerzen) aus Buntmetall von 1891 ist eine Arbeit von J.A. Wellhöfer aus Nürnberg und wurde gestiftet von Martin Zeilinger aus Buchklingen. Er erfüllte damit ein Versprechen, das er für die Hilfe des Herrn gegeben hatte, nachdem seine schwerkranke Frau wieder gesund geworden war.
Der zweite Leuchter wurde 1986 von Barbara und Michael Röder (gebürtig aus Herrnneuses) gestiftet.
Das Vortragskreuz ist eine Stiftung von J. Jordan, 1897.
Der Abendmahlskelch wurde 1596 von Heinrich Hermann Schutzsper (1536-1591), genannt Milchling, gestiftet. Er ist vergoldet und hat im Fuß das Wappen der Familie.
Umbauten
Ein großer Eingriff in die Bausubstanz fand 1891/92 statt. Dabei wurden das Aussehen und der Spätrenaissance-Charakter der Kirche stark verändert:
Der Dachreiter mit den Glocken über dem Chor wurde auf die Westseite des Giebels versetzt.
Die Fenster erhielten größere rundbogige Fensterstöcke.
Die Portale auf der Nordseite und auf der Westseite (Hauptportal) wurden durch Portalschmuck betont.
Das Südportal sowie die Rechteckfenster der Sakristei blieben unverändert.
1893 wurde die Inneneinrichtung überarbeitet:
Altar und Kanzel wurden neu gefasst, das Gestühl neu gestrichen und der Chor bemalt.
Es wurde auch ein neuer Taufstein im Stil der Neorenaissance aufgestellt. Dieser Taufstein von A. Kleinschroth aus Rothenburg ob der Tauber steht heute in der Aussegnungshalle des Friedhofs.
Größere Renovierungen gab es:
- 1963 (Innen- und Außenrenovierung zum 250. Geburtstag der Kirche)
- 1982 (Außenrenovierung, Festigung des Türmchens, Einbau eines stählernen Glockenstuhls, Ausbesserung von Putzschäden, Isolierungs- und Entfeuchtungsmaßnahmen)
- 1985 (grundlegende Innenrenovierung)