Das Leichensteinfeld

Zwischen Herrnneuses und Schellert gibt es ein Flurstück mit dem Namen Leichensteinfeld. Der Name kommt von der Begräbnistradition in Schellert.

Schellert gehörte schon immer zur Kirchengemeinde Herrnneuses und hatte noch nie einen eigenen Friedhof. Die Toten wurden früher bis zur Beerdigung meist im Haus aufgebahrt und am Tag der Beerdigung zum Friedhof gebracht. Die Särge aus Schellert wurden mit dem Pferdefuhrwerk zu einer großen Linde, auf halbem Weg zwischen Schellert und dem Friedhof Herrnneuses, gefahren. Die Ladefläche des Fuhrwerks war mit Stroh bedeckt. Am „Leichenbaum“ angekommen, wurden sie auf dem „Leichenstein“ (ein großer Sandstein) abgestellt. Von dort wurde der Sarg von den Sargträgern bis zum Friedhof getragen. Das Pferdefuhrwerk fuhr im Trab zurück nach Schellert. Der Kutscher durfte erst anhalten, wenn das gesamte Stroh von der Ladefläche gefallen war. Dadurch sollte vermieden werden, dass der Tod in Form von Krankheit oder anderen Gefahren wieder zurück ins Dorf gebracht wird. Dieser Brauch hielt sich noch bis zum Ende der 1930er Jahre. Der „Leichenbaum“ war eine große Linde. 1853 wurde er durch einen Sturm umgeworfen.1

Auf alten Karten kann man sehen, dass es damals noch einen direkten Fußweg vom Leichenbaum zum Friedhof gab. Dieser Weg und vermutlich auch der Leichenstein wurden während der Flurbereinigung (1971-1986) beseitigt.

Plan vom Schenkenwald, aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Urkatasterplan von 1834. (© Bay. Landesamt für Vermessung und Geoinformation).

Topographischer Atlas, Blatt 33 Windsheim, 1844.2

Das Leichensteinfeld und der Weg nach Schellert auf einer aktuellen Karte.
© Geoportal Bayern / BayernAtlas

 

Quellen:

  1. SEUFFERLEIN.
  2. SOMMER (1844).

Erinnerungen von Hans Reuther *1932 aus Schellert.