Neuses – ein fränkischer „neuer Sitz“ oder eine slawische „Au“?

Ein „neuer Sitz“?

1 Der Name „Neuses“ (1158: „Newses“) deutet auf seine Entstehungszeit hin. Neuses ist ein Rodungsort des Hochmittelalters (ca. 1000-1250 n. Chr.) und gehört damit einer späteren Ausbauphase unseres Raumes an.
Neuses ist der Gegensatzname zu Altheim. Es erscheint plausibel, dass es von dort aus gegründet, d.h. gerodet wurde. Dafür spricht auch, dass Neuses, die neue Ansiedlung, von Altheim im Aischgrund aus kirchlich betreut wurde, ehe es 1465 zu einer eigenständigen Pfarrei erhoben wurde.

Altheim – Kirche St. Maria, Simon und Judas

Eine slawische „Au“?

2 Neuses könnte, wie die über 20 weiteren Orte in Franken mit diesem Namen(steil), slawischer Herkunft sein. Es gab vom 7. – 11. Jahrhundert im Gebiet zwischen Main, Regnitz und Steigerwald eine gemeinsame fränkisch-slawische Geschichte. Das Gebiet zwischen Main und Regnitz nannte man im Mittelalter „terra sclavorum“ (Slawenland).

Herrnneuses liegt im Schweinachbach-Tal zwischen zwei Höhenzügen, dem Häckerwald und dem Schenkenwald (nördlichster Teil der Frankenhöhe). Damit kann es als „feuchte Niederung, Au“ bezeichnet worden sein.

Die entsprechenden slawischen Worte, z.B. nižína (tschechisch/slowenisch für „Niederung“), nizinny (polnisch für „Niederung“), niski (polnisch für „niedrig“), nizek (russisch für „tiefliegend, niedrig“), nischni (russisch für „Nieder-/Unter-„) passen dazu.3 Durch den neuhochdeutschen Lautwandel wurde nîs zu Neis und Neus(es).

Ebenso lassen sich die Namen von Dörfern in der Umgebung erklären:

  • Schellert: Von polnisch/tschechisch železo = „Eisen“, wie andere Ortsnamen, die Schell(en) enthalten.
  • Hohenwürzburg: „Würz“ von slawisch virchvrch, vrh = „Berg, Gipfel, hoch, oben gelegen“.
  • Kotzenaurach: Von polnisch/tschechisch koza = „Ziege“ ein Ort an der Aurach, an dem Ziegen waren.

Neuses und viele Orte in der Gegend könnten slawische Siedlungen aus dem 7. oder 8. Jahrhundert sein und damit viel älter als bisher gedacht!

Die Karte zeigt die Ostgrenze des Frankenreiches gegen die Slawen im 8. Jahrhundert. 

Herrnneuses

Am 8. August 1796 wird das „Gräflich Limburg-Styrumische Lehensgut zu Herrnneuses“ verkauft und in das Fürstentum Bayreuth unter König Friedrich Wilhelm II. von Preußen eingegliedert. Von da an führt Neuses den Namen Herrnneuses.

 

Quellen:

  1. MÜCK (2013), Seite 1 f.
  2. STEINBACHER (2021).
  3. LEHNES (1833), Seite 25.