Ausschnitt aus dem Urkatasterplan von 1827. (© Bay. Landesamt für Vermessung und Geoinformation)

Der älteste Teil von Herrnneuses ist der Bereich rund um die Kirche.

Bereits 1465, als Herrnneuses zu einer eigenständigen Pfarrei wurde, gab es dort eine erste Kirche und ein Pfarrhaus.1

Im Bauernkrieg (1525) wurden auf dem Schlossberg die Burg der Wichsensteiner und im Tal die Kirche und das Pfarrhaus zerstört. Kirche und Pfarrhaus wurden nicht wieder aufgebaut. Stattdessen bauten die Wichsensteiner an dieser Stelle ein Schloss. Der Friedhof, der die Kirche umgeben hatte, wurde an seinen heutigen Ort verlegt.

Kartenansicht

Einen Vergleich der Bebauung rund um die Kirche früher und heute seht ihr hier (Google My Maps).

Die Schule

Herrnneuses hatte von 1701 bis 1970 eine eigene Schule.
Von 1701 bis 1732 befand sich die Schule im Schloss. Das baufällige Schloss wurde 1732 abgebrochen.2

Postkarte aus der Zeit um 1900.
In der Mitte das neu erbaute Schulhaus. Links vor der Kirche das alte Schulhaus.

Dafür wurde eine Schule (Haus Nr. 18) mit einer Wohnung für den Schulmeister neu errichtet.
Im Kirchenbuch von Pfarrer Albrecht Höpfner (*1696, †1746 Pfarrer in Herrnneuses) dazu:

„1732 wurde daß alte Schlößlein weilen der völlige Ruin zu besorgen war, abgetragen und vor dem Schulmeister zu einer Wohnung und Schul zugerichtet, größten Theils durch Herrschaft Kosten.“3

Die „Herrschaft“ zu dieser Zeit war Philipp Ernst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (*1704, †1759).

1812 wurde die Schulstube vergrößert und 1864 ein weiterer Schulsaal eingebaut.
1902 wurde diese Schule abgebrochen, nachdem 1900 das heute noch stehende Schulhaus  errichtet worden war.4

Die Wirtschaftshöfe des Schlosses

1630 werden erstmals sogenannte „Schlossbauern“ im Kirchenbuch erwähnt. Das Haus Nr. 16 (heute Nr. 5) neben dem Gasthaus und das Haus Nr. 17 (heute Nr. 6), wenige Meter südlich des Schlosses, waren „Schlossgüter“. Sicher gab es diese Gebäude auch schon vor 1630. Einer der beiden Höfe war der „Kanzleidirektorshof“.

Um 1700, zur Herrschaftszeit von Gräfin Franziska Barbara zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, wurden die „herrschaftlichen Bauernhöfe“ zu Untertanengütern, d.h. sie gehörten nicht mehr zum Schloss.

Zur Zeit von Philipp Ernst zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (*1663, †1759) gehörte die Schäferei zum Haus Nr. 17.

Bevor das Haus Nr. 17 am 30. April 1813 versteigert wurde, gehörte es den Gemeinden Herrnneuses und Schellert gemeinsam. Das Intelligenzblatt des Rezat-Kreises vom 21. April 1813 kündigt die Versteigerung an.

Haus Nr. 16 wurde 1928 durch ein Feuer zerstört. Haus Nr. 17 wurde um 1962 abgebrochen.5

Haus Nr. 17

Der Keller unter dem Wirtschaftshof Nr. 16

Dieser Keller ist das älteste Bauwerk in Herrnneuses. Er ist wahrscheinlich mit dem Schloss und den Wirtschaftsgebäuden kurz nach dem Bauernkrieg (1525) erbaut worden.
Er hat eine Länge von ca. 15 m, eine Breite von gut 4 m und eine Höhe von 2,50 m. Der Fußboden besteht aus rechteckigen Sandsteinplatten.
Gleich an einer der beiden Treppen, die in den Keller führen, befindet sich eine Quelle, deren Überlauf in einem Kanal unter dem Wirtshaus hindurchführt und  neben der Wirtshausscheune in den Wiesengrund mündet.
An der westlichen Längsseite des Kellerraums, in Richtung zum ehemaligen Schlossweiher, ist in der Mauer ein Türbogen. Der Bogen ist aber zugemauert. Dahinter befindet sich wahrscheinlich ein weiterer Raum mit einem Tonnengewölbe.

Außen am Haus ist ein ca. 6 Meter tiefer Brunnen, sicherlich die ehemalige Wasserversorgung des Wirtschaftshofes.

Die Schlossscheune

In der Schlossscheune wurden die Naturalabgaben der Bauern, der Zehnt, aufbewahrt. Heute wird sie als Lagerhalle genutzt.

 

Die Schlosswirtschaft mit Scheune

Das Haus besitzt noch heute ein Walmdach.
Es wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und von dem Maurer Johann Adam Stumbeck (†1704), einem protestantischen Glaubensflüchtling aus Salzburg, wieder aufgebaut.
Georg Arnold, Bäcker und Wirt, war der erste urkundlich erwähnte Pächter.

Eine Inschrift „I. G. 1819“ erinnerte an den Wirt und Bäcker Johann Geer (*1786, †1848).6

1990 wurde das Wirtshaus geschlossen und wird seitdem nur noch als Wohnhaus genutzt.

Die Kirche

Die im Bauernkrieg zerstörte erste Kirche in Herrnneuses wurde unter den Wichsensteinern nicht wieder aufgebaut. Nach 40 Jahren ohne Kirche baute Heinrich Hermann Schutzbar 1567 im Schlossgarten neben dem Schloss eine neue Kirche.

1711 wird diese zweite Kirche abgebrochen und der Grundstein für eine neue Kirche neben dem Schloss gelegt, die 1713 an St. Matthäus (21. Sept.) eingeweiht wurde. Drei Monate vorher schlug ein Blitz in das Türmchen ein und richtete großen Schaden an.

Ein Umbau Ende des 19. Jahrhunderts führte zu massiven Eingriffen in die originale Bausubstanz aus der Spätrenaissance. Das Glockentürmchen wurde auf die Westseite verlegt und die Fenster erhielten größere rundbogige Fensterstöcke.7

Das Pfarrhaus

Auch das im Bauernkrieg zerstörte Pfarrhaus wurde unter den Wichsensteinern nicht wieder aufgebaut. Erst Heinrich Hermann Schutzbar baute 1567 im Schlossgarten ein neues Pfarrhaus.
Es ist anzunehmen, dass dieses Pfarrhaus (früher Haus Nr. 25) bereits an der gleichen Stelle wie das heutige Pfarrhaus (Haus Nr. 38) stand.

Im Kirchenbuch von Pfarrer Albrecht Höpfner ist der Besitz beschrieben:

„1 Küchengärtlein, 1 Grasgarten hinter dem Pfarrhaus, worinnen ein Krautbeet war, 1 Wiesenfleck beim Schlossgarten und des Sturmergarten, 3 Äcker, jeder 1 Mg groß, unter welchem der untere noch öd mit Stöcken und Büschen dick bewachsen war sowie bey 2½ Tw Wießen.“8

Nach einem Raubüberfall im Jahr 1800, bei dem Pfarrer Oetter seine gesamte Habe verlor, bat dieser den König Friedrich Wilhelm III. um Unterstützung:

„Das Unglück, welches mich am verflossenen 14. Julius betroffen hat, nöthigt mich, Eurer Königlichen Majestät diesen allerunterthängisten Vortrag zu thun. Ich habe an diesem Tag den größten Theil meiner Habseligkeiten verlohren, indem eine Diebesbande in meinem Hause durch ein Fenster, welches keinen Laden hatte, zu Nachts eingebrochen ist, und mir fast alles geraubt hat, so daß mir kein Leuchter, Sessel, Schüssel etc. mehr übrig geblieben ist; Kurz, ich habe das unentbehrlichste im Haushalte eingebüßt.“9

Der Pfarrer wiederholte dabei seine bereits 1798 vorgetragene Bitte, die Sicherheit im Pfarrhaus durch den Einbau von inneren Läden und eine (feste) Thüre zu erhöhen.
Dieses Gesuch wurde vom König genehmigt.

1825 musste das Pfarrhaus wieder repariert werden. Dekan Prinzing aus Neustadt schrieb an die Kirchenverwaltung:

„Das Studier- u. Schlafzimmer ist so schrecklich feucht, daß iezt zur Winterszeit das Wasser unaufhörlich von den Wänden herabläuft. Ebenso ist es in der Schlafkammer(n) seiner 5 Kinder, die an die Wohnstube stößt. In der kleinen Wohnstube, worin noch eine Bettstelle mit einer Wiege steht, ist es so eng, daß man sich kaum darin umwenden kann. In dieser Wohnstube muß der kränkliche Pfarrer iezt studieren, schreiben etc. etc.. Der Jammer ist wirklich groß und wird dadurch vermehrt, daß der brave Pfarrer keine Aussicht auf Ortsveränderung oder baldige Reparation für sich zu haben glaubt.“10

1873 wird gleich neben dem alten ein neues Pfarrhaus gebaut, das heute noch steht und eine Wohnung und kirchliche Gemeinderäume enthält. Die Pfarrscheune wurde 1967 abgebrochen (Foto im Stadtarchiv Neustadt).

 

Quellen:

  1. WIBEL (1742), Seite 145.
  2. MÜCK (2013), Seite 47.
  3. Ebd., Seite 47.
  4. Ebd., Seite 51.
  5. SEUFFERLEIN.
  6. STROBEL (1972), Seite 87.
  7. MÜCK (2013), Seite 22 ff.
  8. Ebd., Seite 20.
  9. Ebd., Seite 48 f.
  10. Ebd., Seite 51.