Eine Burg auf dem Schlossberg

Georg Ludwig Lehnes (1799-1849), Verfasser der Geschichte der Stadt Neustadt a.d. Aisch, schreibt:

„Hoch über dem alterthümlichen Orte Riedfeld auf einer ins Aischthal hereinragenden Bergspitze thronte einst eine Burg, welche den Namen Schnappenstein führte. Diese Burgstelle hatte einen Umfang von drei Aeckern. Dort glaubte man noch bei der Untersuchung des Lokales gegen die Landseite hin einen Erdwall wahrzunehmen. Der Einfahrtsweg war die jetzige sogenannte Steig. Dieser Punkt war schwer zu erobern, aber leicht zu vertheidigen. Die Grundmauerüberreste, welche beim Einreuten eines Hopfengartens erst in diesen Tagen gefunden wurden, beweisen zwar eine ehemalige Burg an diesem Orte, lassen aber über die Zeit und die Erbauer völlig im Dunkeln. Von ihr konnte man vier Straßen und eine ernste Reihe von Burgen, zu Virnsberg, Hoheneck, Herrnneuses, Obersachsen und Diespeck übersehen.“ 1

Diese These von Lehnes ist sehr umstritten. Gab es um die Mitte des 12. Jahrhunderts tatsächlich eine Burg oder vielleicht auch nur einen Signalturm auf dem Schnappenstein, konnte man von dort aus die Burg in Herrnneuses sehen. Vermutlich stand diese oberhalb des Dorfes auf dem Schlossberg. Noch heute kann man dort Strukturen wie Wälle und Gräben vermuten.

Wer die Erbauer der Burg waren, liegt im Dunkeln. War es vielleicht der Burggraf zu Nürnberg Konrad I. von Raabs? Siehe Zeittafel 12. bis 14. Jahrhundert.

Nimmt man an, dass die Burgen in Herrnneuses und auf dem Schnappenstein jeweils auf den höchsten Punkten standen, war eine direkte Sichtverbindung zwischen beiden – östlich des Wasserturms über den Häckerwald hinweg – möglich. Die Türme der Burgen müssten nur 10 Meter hoch gewesen sein. Eine Verständigung durch Rauchsignale war möglich. 

Bauern vor einer Burg

Die vermutliche Lage der Burg auf dem Schlossberg-Plateau 400 m ü. d. M.
(© OpenStreetMap, http://www.openstreetmap.org).

 

Johann Christian Wibel (1711-1772),  Verfasser einer historischen Beschreibung von Wilhermsdorf, schreibt:

„Zur Zeit des Bauren-Krieges ist die Kirche zu Neuses zerstöret worden. Anstatt nun daß die damahligen Besitzer auf deren Wieder-Aufrichtung bedacht seyn sollen, haben sie an ihrer und der Pfarr-Wohnung Stelle ein Schlößlein erbauet, weil das ehemalige castrum ebenfalls im Bauren-Krieg verwüstet worden.“2

(lat. castrum = Kastell, Fort, Feste, Burg)

Auch der Magister Salomon Schnizzer († 1734) berichtet in der Neustädter Chronik, dass in Herrnneuses die Burg im Bauernkrieg zerstört wurde:

„Ja wohl ein höchst schädlicher Krieg, durch welchen nicht nur an die 100 000 Bauern getödet, sondern auch von ihnen selbst das ganze Frankenland mit Feuer, Schwerd und Raub in unerschöpflichen Schaden gesezet, darinnen über 200 Schlößer und zwar im Bambergischen 80, im Würzburgischen 95, und die übrigen in dem Marggräfischen Land auf 35 in die Aschen gelegt und zu Boden geworffen: davon im und nechst an dem Ayschgrund folgende gewesen: […] Neußes, dem von Wixenstein, itzo hohenlohisch, öd […]“.3

Bauern vor einer Burg

Foto: Saarländisches Schulmuseum Ottweiler

Die Blütezeit des Burgenbaus war das Hoch- und Spätmittelalter. Aus dieser Zeit stammt der größte Teil der heute erhaltenen Burgen und Ruinen. In Deutschland gab es im 14. Jahrhundert rund 13.000 Burgen, etwa 1.000 davon wurden im deutschen Bauernkrieg zwischen 1524 und 1526 zerstört. Lediglich die Hälfte der damaligen Burgen ist aus Urkunden namentlich bekannt.4

 

Quellen:

  1. LEHNES (1834), Seite 80.
  2. WIBEL (1742), Seite 147.
  3. SCHNIZZER (1708), Seite 87.
  4. WIKIPEDIA (2022c).