Schmiede, Blechschmiede und Nagler

Im ländlichen Raum war der Schmied noch im späten 20. Jahrhundert ein unverzichtbarer Handwerker mit vielen Fertigkeiten, zum Beispiel als Beschlagschmied für Wagen und Ackergeräte, als Hufschmied, Kunstschmied, Schlosser und Werkzeughersteller. 

In Herrnneuses gab es auch noch Blech- und Nagelschmiede.

Blechschmiede stellten Gegenstände wie Wasserkrüge, Gabeln, Löffel und Kerzenhalter her oder reparierten sie. Sie erledigten den größten Teil ihrer Arbeit mit kaltem Metall (Zinn oder andere Leichtmetalle). 

Nagelschmiede oder Nagler unterteilten sich in Schwarz- und Weißnagelschmiede. Weißnägel waren verzinnte Nägel, während Schwarznägel nach dem Schmieden mit Leinöl schwarz gebrannt oder roh belassen wurden.

Auf dem Anwesen Nr. 5 (heute Nr. 35) gab es schon Mitte des 17. Jahrhunderts, vermutlich auch schon früher,  eine Schmiede. Es ist nicht bekannt, ob alle weiter unten genannten Handwerker auf dem Anwesen Nr. 5 gelebt haben. Georg Sebastian Engert ist vermutlich bereits Bewohner des Anwesens.

Der letzte Schmiedemeister starb 1897. Danach wurde die Schmiede bis zu ihrem Abbruch 1965 nicht mehr betrieben.

Das Anwesen im Urkatasterplan von 1827.
Das Wohnhaus (Nr. 5) war vermutlich ein eingeschossiger Fachwerkbau. Es wurde 1910 durch ein größeres Gebäude ersetzt.
(© Bay. Landesamt für Vermessung und Geoinformation)

Das Schmiede-Anwesen im Lauf der Zeit

Ehemalige Besitzer und Angestellte1

Georg Grahner oder Croner
Schmied in Neuses und Hufschmied in Emskirchen,

∞Margaretha, Sohn Paulus *18.3.16692

Wann und wo Georg Grahner oder Croner geboren wurde, wissen wir nicht. Zwischen 1635 bis 1665 gab es in Neuses keinen Pfarrer und somit keine Einträge im Kirchenbuch.
Später kommt der Name Georg Grahner als Vater von Paulus Grahner und mehrmals als Pate im Kirchenbuch vor.
Der Pate von Paulus Grahner/Croner ist Paulus Holtzer, Schneider in Neuses. Paulus Grahner/Croner, „angehender Gemein Schmied zu Rennetshoffen“, heiratet am 19.11.1697 in Markt Erlbach Margaretha Barbara. 

Caspar Wittig
Blechschmied „uf dem Hammer“,
∞Margarete Elisabeth. Eine Tochter wird am 28.6.1694 getauft

Balthasar Seitel oder Seydel
Blechschmied „uf dem Hammer“,
∞Regina. Eine Tochter wird am 6.3.1696 getauft

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"uf dem Hammer"

Auch wenn diese Bezeichnung eine Hammermühle/Blechhammer in Neuses vermuten lässt, ist das unwahrscheinlich. Die geringe Wassermenge des Schweinachbachs hat einen solchen Betrieb nicht erlaubt.

Pfarrer Albrecht Höpfner berichtet 1696 im Kirchenbuch Herrnneuses über einen zu Buchklingen gehörenden Blechhammer im Aurachgrund (vermutlich die Mühle in Kotzenaurach).4
Hammermühlen dienten zum Schmieden von Eisen, stellten oft auch Halbfertigfabrikate für die Dorfschmieden her.

Georg Sebastian Engert
*1662 †22.5.1716, Schmied, Heiligenpfleger und Siebner,
∞Eva Dorothea *1666 †20.4.1731

Johann Caspar Engert
*1695 †14.6.1746, Hufschmiedmeister, Sohn von Georg Sebastian und Eva Dorothea Engert,

∞19.1.1717 Kunigunde Gärber oder Gerber *1687 †10.5.1720, aus Mitteldachstetten
∞22.4.1721 M. Rohrer *1683 †8.8.1746, aus Roßendorf bei Langenzenn

Um 1728 war vermutlich Stefan Schuh als Nagelschmied angestellt.
Von 1730 bis 1735 war vermutlich Michael Hofmann als Schmied angestellt.

Johann Georg Engert
Schmiedemeister, Heilgenpfleger,
∞Felicitas †7.12.1738,
∞8.1.1743 Magdalena Margarete Wissner *1723 †1.4.1780, aus Gerhardshofen

Um 1769 war vermutlich Johann Georg Reisner als Nagelschmied angestellt.

Johann Jakob Fuchs
*1753 †11.10.1828, Hufschmied

∞14.9.1772 Magdalena Margarete Wissner *1723 †1.4.1780, verw. Engert,
∞9.1.1781 Anna Elisabeth Zill *1757 †8.8.1801, aus Rennhofen, 8 Kinder

Im Winter 1772/73 hat Johann Jakob Fuchs für Michael Endres/Enders, Bauer in Rennhofen, Schmiedearbeiten durchgeführt. Die Rechnung ist noch erhalten.3
1817 wurden ein Grundstück (Realität) und das Schafrecht des Johann Jakob Fuchs versteigert, wie das „Intelligenzblatt des Rezat-Kreises“ ankündigt.

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Vermutlich hat Johann Jakob Fuchs die im Urkatasterplan von 1827 dargestellten Gebäude erbaut oder erweitert. Aus dieser Zeit (1825) ist nur noch der Backofen erhalten.

Georg Sebastian Fuchs
†27.5.1868, Schmiedemeister, Ortsvorstand, Siebner, Sohn von Johann Jakob und Anna Elisabeth Fuchs,
∞29.7.1804 Maria Dauner aus Unteraltenbernheim, 4 Kinder

Andreas Fuchs
*22.9.1809, Schmiedemeister,
Gemeindevorstand, Kirchenvorstand, Sohn von Georg Sebastian und Maria Fuchs,
∞Dorothea Ittner *1810 †4.6.1871, aus Mettelaurach
Der Sohn Michael Fuchs *13.7.1835 †23.2.1883 heiratete am 7.7.1863 die Wirtswitwe Magdalena Barbara Göss und wurde Wirt in der Schlosswirtschaft Haus Nr. 15.

Johann Tobias Fuchs
*9.7.1838 †10.8.1897, der letzte
Schmiedemeister in Herrnneuses, Sohn von Andreas und Dorothea Fuchs,
∞22.12.1871 Magdalene Kitzmann aus Oberschweinach *1846 †28.10.1913.
2 Kinder:
Leonhard †26.2.1872 und Philippina Barbara *4.8.1873

Johann Friedrich Kuhr
*29.8.1875 Landwirt
aus Unterschweinach,
∞7.4.1899 Philippina Barbara Fuchs *4.8.1873, Tochter von Johann Tobias und Magdalene Fuchs
3 Kinder:
Johann Michael *27.1.1902
Maria Magdalena *18.5.1906, ∞6.9.1929 Georg Kerschbaum aus Rennhofen
Anna Margareta *3.4.1915

Johann Friedrich Kuhr erbaute 1910 ein neues Wohnhaus mit Stall. Der Stall hat eine „Preußische Kappendecke“. 

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Preußische Kappendecke

Diese Gewölbeart wurde vor allem im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert  in Wohngebäuden, Keller- und Stallgebäuden und in Industriegebäuden verwendet.

Das Foto zeigt Philippina Fuchs mit ihren Töchtern, um 1930.

Johann Michael Kuhr
*27.1.1902 †6.5.1966, Landwirt, Sohn von Johann Friedrich und Philippina Barbara Kuhr,

∞13.5.1932 Maria Apollonia Wüst *21.2.1908 †8.12.1974, aus Altheim

Das Foto zeigt den Kammerwagen (Brautwagen) der Apollonia Wüst auf der Fahrt von Altheim nach Herrnneuses. Das Bild wurde 1932 in der Ansbacher Straße in Neustadt aufgenommen.

Hermann Kuhr
*20.1.1937 †29.11.2011, Landwirt, Sohn von Johann Michael und Maria Apollonia Kuhr,

∞1961 Babette Hedwig Sichling *18.10.1936 †18.3.2023, aus Altheim.

1965 wurde die Scheune zusammen mit der Schmiede abgebrochen und durch eine neue Scheune ersetzt.
1971 wurde ein modernes Wohnhaus gebaut. Das Wohnhaus von 1910 wurde 2023 abgebrochen.

 

Quellen:

  1. FAMILIYSEARCH.
  2. LAELKB (1696), Bild Nr. 173.
  3. StAB (1773).
  4. LAELKB (1795), Bild Nr. 113.

Fotos, Aufzeichnungen und Erinnerungen von Hedwig Kuhr, Herrnneuses.