Topographischer Atlas, Blatt 33 Windsheim, 1844.

Bis in die 1970er Jahre konnte man an der Straße nach Oberstrahlbach den Eingang zu einem Felsenkeller sehen. Eigentlich nur ein dunkles Loch, in dem Schutt lag. Eine Türe war nicht mehr vorhanden. Für die Kinder aus Oberstrahlbach, deren Schulweg am Keller vorbei ging, war dieses dunkle Loch sehr unheimlich.

Felsenkeller hatten in Franken wegen der hohen Brauereidichte seit jeher einen hohen Stellenwert. Die Errichtung der Felsenkeller hat bereits Ende des Mittelalters begonnen.1 Wann der Felsenkeller in Herrnneuses erbaut wurde, ist unbekannt – sicher aber schon vor 1842, denn bereits davor gab es ein Kellerhaus.

Der Keller bestand aus einer in die Tiefe gehauenen Treppe, an deren Fuß drei Stollengänge abzweigten. Er wurde von den beiden Gasthäusern in Herrnneuses, dem „Roten Roß“ und der Schlosswirtschaft  genutzt. Im Keller wurde Bier gelagert. Für die Kühlung wurde im Winter Eis aus den umliegenden Weihern gebrochen und eingelagert.

Im Zweiten Weltkrieg diente der Keller als Luftschutzkeller. Als die Amerikaner sich dem Dorf näherten, suchte ein Teil der Dorfbewohner Schutz im Felsenkeller.  Heiner Vogel, der als Kind mit seiner Familie in Herrnneuses evakuiert war, beschreibt in seinen  Erinnerungen an Herrnneuses die damalige Situation.

Im Zuge der Flurbereinigung wurde der Feldweg, der am Keller vorbei ging, verlegt und der Kellereingang zugeschüttet. Vermutlich sind die Stollen noch erhalten.

Die Straße von Herrnneuses nach Oberstrahlbach, 2023.
Hier ging es einige Stufen abwärts in den Keller.

Während einer Kabelverlegung  2023 wurde kurzzeitig ein Teil der Mauer freigelegt.

Das Kellerhaus

Der Bierbrauer und Wirt vom „Roten Roß“ will sein altes baufälliges Kellerhaus auf dem Felsenkeller neu aufbauen. Dafür reicht er im Mai 1842 beim Königlichen Landgericht einen Bauplan („Riß“) für ein neues Kellerhaus ein. Die Gemeindeverwaltung hat nichts dagegen einzuwenden und genehmigt den Plan.2

Auf der Rückseite des Bauplans ist die genaue Lage des geplanten Kellerhauses eingezeichnet:
a) neues Kellerhaus
b) Fuhrweg nach Herrnneuses
c) Fußsteig nach Herrnneuses
d) Aker des Huthöfer
e) Pfarraker
f) Oedung des Bauherrn Klenck

Die Kegelbahn

Auf dem Felsenkeller, neben dem Kellerhaus, stand eine Kegelbahn. Besonders in den 1920er Jahren war das Kegeln sehr beliebt. Sicher kamen die Dorfbewohner aus Herrnneuses und Oberstrahlbach und vielleicht auch einige Ausflügler aus Neustadt an den Wochenenden „auf den Keller“ nach Herrnneuses. Wann und von wem die Kegelbahn erbaut wurde, ist leider nicht bekannt. 

Eine Kegelbahn von 1829 im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim.
So könnte auch die Kegelbahn auf dem Felsenkeller ausgesehen haben.

 

Quellen:

 

    1. TROPPER (2023).
    2. StAN (1842).